Der Shooter-Streamer Expel teilte auf seinem Twitter-Profil mit, dass er seinen Vertrag mit der Plattform aufhebe und warnt nun vor dem Partnerprogramm. Es ist eigentlich das Ziel für viele angehende Streamer und wird von Twitch glorreich beworben. Was dahintersteckt und welche Erfahrungen ich als Twitch-Partnerin mache, schildere ich euch nun.
Was ist das Twitch-Partnerprogramm? Wenn ein Streamer mit der Livestream-Plattform verpartnert ist, erkennt ihr das an dem lila Icon mit dem weißen Häkchen darin.
Der Streamer erhält dadurch mehr Funktionen und die Option mehr Emotes hochladen zu können, die seine Zuschauer nutzen können, wenn sie ihn abonniert haben.
Wie erreicht man den Partner-Status? Bestimmte Bedingungen muss ein Streamer innerhalb von 30 Tagen erfüllen, damit er ein Partner wird:
- 75 durchschnittliche Zuschauer haben
- An 12 verschiedenen Tagen streamen
- 25 Stunden lang live sein
- Zuvor den Affiliate-Status erreichen
Erreicht der Streamer die Ziele, kann er sich bei Twitch für eine Partnerposition bewerben. Garantiert ist der Platz aber dennoch nicht.
Obwohl einige die Ziele erfüllten, wurden sie von der Plattform abgewiesen. Bits, Follows und Abonnenten zählen insgeheim wohl auch zu den Kriterien, vermuten viele.
Twitch-Streamer Expel meint: „Partnerprogramm ist total nutzlos“
Was sagte der Streamer? In seinem Twitter-Thread meinte er, dass das Partnerprogramm total nutzlos sei und in den meisten Fällen keine Vorteile für den Streamer mit sich bringe.
Er erläuterte weiterhin, dass Twitch-Partner nicht mehr Wert haben, als andere Streamer. Wenn man auf der Suche nach bezahlten Kooperationen sei, bringe einem dieser Status nichts.
Die Firmen achten nämlich besonders auf Reichweite – sprich: durchschnittliche Zuschauer.
Weiterhin merkt Expel an, dass Zuschauer einen Partner ganz anders wahrnehmen: „Der hat es geschafft“ und wandern wahrscheinlich zum nächsten kleinen Streamer, um diesen zu unterstützen.
Zuletzt bat er darum: „Bitte fallt nicht auf den ‚Twitch-Partner‘-Vertragsscam herein, so wie ich. Die Plattform wird letztendlich sterben, wenn sie an ihrer Struktur nichts ändern. Wenn ihr all eure Eier in dieses Körbchen legt, werdet ihr mit diesem Schiff untergehen.“
Meine Erfahrungen als Twitch-Partnerin
Was kann ich über das Programm sagen? Ich bin seit 2012 auf Twitch unterwegs und streame seit 2017 aktiv. Mithilfe meiner tollen Community bin ich 2018 dann Twitch-Partnerin geworden und werde tatsächlich von manchen Zuschauern anders wahrgenommen.
Während manche mich weiterhin treu unterstützten und immer wieder vorbeischauten, wendeten sich einige ab, weil sie dachten, ich bin nun eine „große Streamerin“ und könne ihnen nicht mehr das Maß an Aufmerksamkeit bieten, wie zuvor.
Dabei hatte sich meine Zuschauerzahl nicht verändert und auch der Haken hatte mich zu keinem anderen Menschen gemacht.
Wie behandeln mich Streamer-Kollegen? Da ist es manchmal sogar noch schlimmer. Ich sehe mich in anderen Streams als normale Nutzerin und Teilnehmerin des Chats. Jedoch begrüßen mich manche Streamer anders als vor der Partnerschaft.
Entweder sind sie überaus nett und versuchen, wirklich jede Nachricht von mir zu lesen, auch wenn das bedeutet, dass er seine übrigen Zuschauer einfach ignoriert. Gerade bei Affiliate- oder kleineren Streamern passiert das häufig.
Oder aber sie reagieren zickig und sehen mich als Konkurrenz, keifen mich an oder ignorieren meine Nachrichten komplett. Viele Streamer haben Angst, dass ich ihre Zuschauer abwerben könnte, weil alle meinen Haken hinter meinem Nutzernamen sehen können.
Deswegen versuche ich häufig entweder gar nichts zu schreiben und den Stream ohne chatten zu genießen oder aber tausche das Icon, wenn möglich, mit einem anderen aus, damit man mich nicht als Twitch-Partnerin identifizieren kann.
Was ist mit Kooperationen? Da sieht es tatsächlich so aus, wie Expel schildert. Obwohl ich ein paar Firmen bezüglich Kooperationen anschrieb, meldete sich keiner zurück.
Im Moment habe ich etwa 80–100 durchschnittliche Zuschauer und den meisten Werbepartnern ist das deutlich zu wenig – vielleicht hatte ich aber auch nur Pech. Mein Partner-Status interessiert dabei grundsätzlich keinen.
Stattdessen kriege ich jede Woche einige unseriöse Angebote in mein Postfach gespült. Meist kann man ab 150 durchschnittlichen Zuschauern mit ernsteren Kooperationen rechnen, die entsprechend entlohnt werden.
Neugierig auf meinen Stream? Gewinnt hier einen Einblick in diesen Abgrund:
Warum dann Twitch-Partner werden?
Ehrlich gesagt: grundsätzlich? Keine Ahnung. Damals bot Twitch seinen Partnern noch mehr exklusive Features, aber mittlerweile haben Affiliates beinahe genauso viele Rechte und dürfen zusätzlich streamen, wo sie wollen.
Twitch-Partner sind, je nach Vertrag, dazu verpflichtet, wirklich nur noch auf der Plattform live zu gehen und auf keiner anderen.
Wenn man nicht gerade in die Partnerlounge auf einer Messe wie die TwitchCon oder Gamescom will, sehe ich kaum Vorteile darin.
Gerade, wenn man sich in niedrigen oder durchschnittlichen Zuschauerzahlen bewegt, ist man meist wie das mittlere Kind bei drei Geschwistern. Irgendwie bist du da, aber von keinem der Liebling.
Größere Partner haben die Möglichkeit spezielle Verträge mit Twitch auszuhandeln, die den Streamern mehr Geld pro Abonnement beschert, aber Kleinere haben dieses Privileg nicht.
Würde ich nochmal Twitch-Partnerin werden? Das auf jeden Fall. Warum? Weil ich ein Fan davon bin, mehr ausdrucksstarke Emotes für die Zuschauer bereitstellen zu können. Affiliates haben eine Obergrenze von insgesamt 16 Emote-Slots, während Partner bis zu 75 Stück hochladen können. Das ist ein Vorteil, den ich nicht mehr missen möchte.
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3 comments on “Streamer meint: Das Partnerprogramm von Twitch sei Betrug – Warnt alle davor”