Journey – ein vergessenes Meisterwerk

Journey ist ein mittlerweile etwas in die Jahre gekommener Titel. Wieso sich das ursprünglich für PS3 exklusive Meisterwerk aber auch heute noch lohnt und wieso ihr es unbedingt gespielt haben solltet, erzähle ich euch hier.

Das vergessene Meisterwerk

Das Spiel, welches ursprünglich im März 2012 erschien, ist heute größtenteils vergessen. Doch das ist schade, denn Journey ist ein wahrhaftiges Meisterwerk, und ein Funkenflug für jeden, der einmal etwas anderes erleben möchte. Journey ist vor allem eins, eine Journey, also eine Reise. Euer Ausflug in die namenlose Wüste wird euch aber garantiert in Erinnerung bleiben. Ganze vier Jahre lang entwickelte das US-amerikanische Team von thatgamecompany an dem nur knapp zwei Stunden langen Spiel. Im Sommer 2019 holte es das Team von Epic Games erstmals auf den PC, und seit Juni 2020 ist es auch auf Steam erhältlich, wo ihr es euch derzeit für 12,49 € schnappen könnt.

Ja, ihr habt richtig gelesen! Journey ist nur etwa zwei Stunden lang, bietet aber einiges an Wiederspielwert. Wenn ihr also einen Abend mal nicht wisst, was ihr spielen sollt – verliert euch für eine Weile in der Welt von Journey, und ihr werdet verzaubert. Ihr werdet mitgenommen auf eine Reise durch Wüsten, Berge, Dunkelheit und Licht – und seid auf der Suche nach des Rätsels Lösung nie alleine. Eine Reise, auf der euch keine Kämpfe begegnen, ja nicht einmal Gegner. Keine Rätsel, keine aufwändig inszenierte Geschichte. Einfach nur eine Journey, und genau das ist es, was das Spiel einzigartig macht.

Eine Reise ins Unbekannte

Wieso? Weshalb? Warum? Kurz und knapp – wir wissen es nicht. Journey wirft uns ohne Intro als winzige Spielfigur in eine riesige Welt. Uns wird nicht gesagt, was wir hier machen sollen, wieso wir hier sind, oder wer wir überhaupt sind, wir sind einfach da. Das Spiel erklärt uns kurz und knapp seine Steuerung und lässt uns fortan alleine. Dieser Kniff fühlt sich anfangs etwas ungewohnt an, unbequem. Genau so, wie sich die Spielfigur wohl fühlen muss, die ganz alleine mitten in der Wüste gelandet ist. Anfangs noch unbeholfen steuern wir unsere Spielfigur langsam durch die Dünen. Wir merken schnell, dass wir lange Dünen herunterrutschen können und mit seltsamen Stoffetzen in der Wüste interagieren können. Genau diese kleinen, roten Stoffetzen setzen sich dann auf unseren Schal und wir lernen, dass wir mit jeder dieser Aufladungen einmal sehr hoch springen und sogar fliegen können.

So viel zum Grundprinzip des Spiels. Mit dieser einfachen Dynamik entsteht schnell ein unglaublich guter Spielfluss zwischen rutschen, springen, gleiten und fliegen. Sich durch die Welt von Journey zu bewegen macht einfach Spaß, und das sollte es auch, denn etwas anderes tun wir unterm Strich nicht. Wir bewegen uns mit großer Freude durch die atemberaubend gestalteten Level von Journey und werden nach jedem der weitläufigen Gebiete mit einer kleinen Storysequenz belohnt. Da das Spiel bereits in zwei Stunden durchgespielt ist, möchte ich der Geschichte hier allerdings nichts vorwegnehmen.

Zu zweit allein

Journey hat sogar einen Multiplayeraspekt, dieser funktioniert jedoch grundlegend anders, als ihr es vielleicht erwartet. Das Spiel lebt von seiner unglaublichen Welt und erzählt seine Geschichte durch das Erkunden eben dieser, auch der Koop-Part des Spiels macht hier keine Ausnahme. In den anfänglichen Arbeiten an Journey sollte das Spiel übrigens noch Dragon heißen und rein auf den Multiplayer-Aspekt setzen. Dieses Prinzip verwarfen die Macher allerdings und fokussierten ihren Koop-Modus neu: Ihr sollt euch mit eurem Koop-Partner verbunden fühlen, jedoch gleichzeitig sollt ihr die Ehrfurcht vor der Welt behalten, euch schlichtweg klein fühlen. Das schafft Journey folgendermaßen:

Ihr könnt euch nicht aussuchen, wann und mit wem ihr zusammen spielt. Auch gibt euch das Spiel keinerlei Möglichkeit, mit eurem Spielpartner oder eurer Spielpartnerin zu kommunizieren – ihr seht nichtmal seinen oder ihren Namen. Irgendwann im Spiel taucht eine zweite Spielerfigur auf und ist einfach da. Ihr lauft mal umeinander, zeigt euch durch wiederholtes Hüpfen Geheimnisse, die ihr im Sand entdeckt habt, oder bleibt einfach stehen und genießt das Panorama. Auf diese Art mit einem Fremden die Wüsten von Journey zu erkunden ist unvergleichlich. Noch nie fühlte ich mich einem anderen Spieler oder einer anderen Spielerin so verbunden, obwohl wir kein Wort wechseln konnten, ich seinen oder ihren Namen nicht einmal kannte. Ein kleiner Wehrmutstropfen allerdings: Beendet ihr das Spiel, erscheinen in den Credits die Namen von all jenen, die euch auf eurer Reise begleitet haben. Das waren in meinem ersten Playthrough ganze fünf unterschiedliche Spieler.

Für die Einzelspieler-Enthusiasten unter euch: Nein, Journey zwingt euch an keiner Stelle, mit eurem Partner zu interagieren. Ihr braucht ihn für nichts, und entfernt ihr euch zu weit von ihm, ist er weg. Allerdings fand ich diesen überraschenden Kniff durchaus gelungen.

Fazit

Journey ist schlichtweg grandios und eine Erfahrung, die keiner von euch missen sollte. Das Spiel eroberte bereits 2012 meine Aufmerksamkeit, nun, immerhin acht Jahre später, konnte ich es als Nicht-Konsolenbesitzer endlich nachholen. Weitaus öfter als zehnmal blieb ich in den zwei Stunden meines ersten Playthroughs stehen, um die Gegend zu bestaunen. Der Spielfluss, der hier entsteht, ist einzigartig, ebenso wie der Koop-Teil des Spiels. Ein kleines Manko habe ich hier allerdings entdeckt: Ich hätte mir gewünscht, dass man nach dem ersten Playthrough die Möglichkeit erhält, gezielt mit einem Freund gemeinsam zu spielen. Doch das ist nur ein kleiner Wehrmutstropfen in einem großartigen, vergessenen Meisterwerk.

Habt ihr Journey bereits gespielt? Werdet ihr das Spiel nachholen? Was sagt ihr zu dem etwas anderen Konzept des Spiels? Verratet es mir gerne in den Kommentaren!

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