Meine erste DreamHack

Die Vorbereitung

Dieses Jahr beschloss ich, relativ spontan, mit einer Gruppe von Freunden die DreamHack in Leipzig zu besuchen. Als passionierter eSport-Zuschauer war mir DreamHack natürlich ein Begriff, doch wirklich was darunter vorstellen konnte ich mir nicht. Ich habe mich also, wie man es als peinlich organisierter Mensch so tut, gründlich vorbereitet. Ich wusste nach einem Ausflug auf Wikipedia also, dass die DreamHack als LAN-Party entstanden ist und bereits mehrere Rekorde für die größte LAN-Party der Welt aufgestellt hat. Doch wieso genau wollten meine Freunde dorthin? Es hatte mir auch niemand gesagt, ich solle einen Rechner einpacken. Ich wurde skeptisch. Man erklärte mir, dass die LAN-Party heutzutage wohl nurnoch ein Teil der DreamHack sei, und zumindest bei der DH Leipzig stünde die Messe im Vordergrund.

Gut dachte ich, Messen kenn ich. Gamescom zumindest. Ich packte also geschwind meine besten Laufschuhe, Getränke für mehrere Tage und die nerdigsten Shirts, die ich finden konnte, in mein Auto und machte mich auf den knapp 700 Kilometer langen Weg nach Leipzig. Als ich nach Stunden des alltäglichen Autobahnkrieges die Stadt erreichte, war es Donnerstag Abend. Also noch genug Zeit, um sich weiter in die Vorbereitung zu stürzen. Ich ergoogelte mir einen Hallenplan, eine Liste der Aussteller und Angebote, war jedoch sehr verwirrt als ich nur einen Halleplan finden konnte. Ich tat das als Fehler ab und beschloss abzuwarten.

Der Freitag

Da ich mein Aussteller-Ticket aus organisatorischen Gründen erst Freitag Nachmittag erhalten konnte, erbarmte sich eine ortsansässige Mit-Redakteurin, uns noch ein wenig die Stadt zu zeigen. Leipzig ist übrigens wunderschön, doch darum soll es hier ja nicht gehen (Urlaubsblog als 2. Projekt?) Gegen 18 Uhr erreichten wir also endlich Leipzig Messe. Ich war erschlagen. Es war riesig, die Parkplätze mannigfaltig und die Hallen, so viele an der Zahl, dass das Messegelände Leipzig ein eigener Ortsteil ist, beeindruckend, rund um! Ich folgte der Beschilderung Richtung Besucherparkplatz und war erneut beeindruckt; Ein eigener Parkplatz für LAN-Seat Besucher! Es muss gigantisch sein. Wir ignorierten die, übrigens viel besser gelegenen, LAN Parkplätze, fanden einen Parkplatz und stiegen aus. (Verdammt, war das kalt!) Nun galt es, einen Eingang zu finden, der in keinster Weise irgendwo ausgeschildert ist. In bester Forrest Gump Manier liefen wir also einfach los und hatten nur etwa zehn Minuten später den Haupteingang gefunden.

Los geht’s!

Der Messeaufbau erinnert, durch die Röhren, welche die Hallen miteinander verbinden, ein wenig an einen sehr großen Hamsterkäfig, ich fühlte mich also sofort Zuhause. In der Eingangshalle angekommen, besorgen wir uns also die klassischen „Bändchen“. Ich bekam ein Blaues, welches als Eintrittsberechtigung zu fungieren schien, und ein Gelbes, das dem Personal scheinbar mitteilen sollte, dass ich älter als 16 bin. Nun gut. Mit zwei Bändchen bewaffnet und nach dem Erhalt meiner Karte (Danke nochmal an Uniliga für die Einladung!) maschierten wir eine Treppe hoch und hatten die Wahl: Links oder Rechts. Das war’s. Es war also kein Fehler, dass es nur einen Hallenplan gab – es gab nur eine Halle! Ich war verwirrt. (Genaugenommen gab es zwei Hallen, allerdings war eine exklusiv für die LAN-Party).

Okay, das ist klein. Noch ein wenig unter Schock folgte ich meiner Freundesgruppe durch die Hamsterröhre in die rechte der beiden Hallen. Bunt, laut, groß. Gamescom, bist du’s? Hast du dich etwa verkleidet und bist nach Leipzig gezogen!? Nein, um die Antwort vorweg zu nehmen. Die DreamHack vermittelt ein völlig anderes Gefühl als die Gamescom, doch das wusste ich auf den ersten Blick natürlich nicht.

Die Halle(n)

Ich versuche, euch einmal den Hallenaufbau zu beschreiben, so wie ich ihn wahrgenommen habe. Wir betraten die große Messehalle durch unseren super coolen Hamstertunnel und wurden direkt von einer großen Bühne zu unserer Linken erschlagen. Diese Bühne gehörte zur Uniliga und war wohl die Hauptbühne der gesamten Veranstaltung. Hier fanden sowohl die Matches der Uniliga statt als auch ein Cosplay Wettbewerb und die Siegerehrung der Casemod Meisterschaften, die ebenfalls auf der DreamHack heimisch waren. Wir beschlossen, uns erst einmal nach rechts zu wenden und schlichen an einigen Merch-Ständen vorbei, die typischen Gaming-Messen-Anime-Plüsch-Nerd-Merch im Angebot hatten, ich war entsprechend unbeindruckt, das ist einfach nicht mein Genre. Wir folgten dem Weg durch die Halle, vorbei an einem Stand für Cosplayer-Bedarf und einem Aufbau für kleinere Smash Bros. Tuniere auf der Messe. Hier konnten sich Besucher beliebig eintragen und gegeneinander spielen. Auch offene Plätze, an denen man einfach gegeneinander Smashen konnte, standen zur Verfügung – und das ohne Warteschlage, es waren sogar Plätze frei! (Nimm das, Gamescom.) Ein paar Schritte weiter vorne thronte die nächste große Bühne… Landwirtschaftssimulator eSport. Dort spielte gerade ein Team namens Landeier gegen ein anderes mit ähnlich passendem Namen.

Die Erkundung geht weiter

Getrieben von der Faszination des Schreckens blieben wir stehen und versuchten eine Weile zu verstehen, was auf der Leinwand vor sich ging. Als jemand, der keine einzige Sekunde seines Lebens im Landwirtschaftssimulator verbracht hat, war das gesamte Szenario mehr als obszön. Dort jubelten gerade hunderte Menschen einem Traktor zu, der Heu vor einer Hütte abgelegte. Ich wendete mich ab und wurde von einem verdammt coolen PC Gehäuse in seinen Bann gerissen. Die Deutsche Case-Mod Meisterschaft war direkt hinter uns. Begeistert bestaunten wir die Meisterwerke der Hobby-Bastler und wünschten uns insgeheim alle, wir hätten so eine Kiste bei uns zuhause stehen. Direkt daneben war (wie passend) der Stand von Case King. Einmal kurz hindurch gewatschelt standen wir vor Gilette, dort konnte man sich umsonst rasieren lassen, das nenne ich Service. Leider ist mir mein Bart aber zu heilig, als dass ich jemand anderen daran lassen würde, außer natürlich den Babier meines Vertrauens.

Wenige Schritte davon entfernt befand sich die große „Streaming Area“ der DreamHack. Hier konnte man sich als Streamer bewerben und dann live von der DreamHack streamen, während dir nicht nur hunderte Leute im Internet, sondern auch direkt vor deiner Nase zuschauten. Hammer Promotion, aber doch irgendwie suspekter Gedanke.

Da seh ich Gelb!

Nur wenige Meter weiter wurden wir nach unseren gelben Bändchen gefragt, nun wird es ernst, die ab 16 Area beginnt! Wir traten ein – rechts von uns ein großer Stand, an welchem PUBG eSport betrieben wurde, vor uns ein Stand mit einem Beat-Saber Tunier und links von uns die ab 16 Ecke der Streaming Area. Ich folgte dem Weg, vorbei an den Essens- und Getränkeständen bis hin zum Stand von Monsters & Explosions, die ihre eigene kleine LAN Party veranstalteten und diese streamten. Direkt dahinter in groß und grün: Monster! Auf keiner größeren Veranstaltung der Welt darf Monster mittlerweile fehlen. (Sehr willkommen – am Stand gab es einmal die Stunde ein kostenloses Getränk abzuholen!) Viel mehr gab es an dem Stand aber auch nicht zu sehen oder zu tun. Direkt gegenüber – die Twitch Partner Lounge. Auch hier wurde gestreamt. Zutritt hatte jeder, der sich als Twitch Partner identifizieren konnte. In einem Glaskasten in den jeder reinschauen konnte, saß sie also, die Elite der Unterhaltungsbranche. Ein bisschen wie im Zoo, dachte ich mir und drehte meinen Kopf um etwa 180° – dort wartete die größte Bühne der DreamHack auf mein Sichtfeld – die Bühne der Counter-Strike Global Offensive DreamHack Open.

Ich konnte nicht anders, als einige Minuten zuzusehen, bevor ein sehr großer Traktor, welcher hinter der Bühne platziert wurde, meinen Blick fing. Landwirtschaftssimulator Promo. Schon wieder. Kopfschüttelnd suchte mein Blick weiter den Rest der Halle ab. Ich fand eine, von der Gamescom bekannte, Indie Area Booth, in der kleine Entwickler ihre Spiele vorstellen konnten und erneut einen Merch Stand. Zwischen eben diesem und dem Ausgang der 16er Area thronte ein großer Stand von SAP. Was man dort machen konnte? Ich weiß es nicht. Niemand wusste das so wirklich.

LAN-Party-Festival

Bevor wir die Messe für diesen Tag verließen, statte ich der LAN-Area noch einen Besuch ab. Auf mich alleine gestellt erkundete ich die große, dunkle Halle (leider wurde meinen Freunden der Einlass verwehrt). Als regelmäßiger Konzert- und Festivalgänger fühlte ich mich hier sofort pudelwohl. Spätestens als ein lautes „Helga“ durch die Halle schallte war mir klar – hier ist geile Stimmung. Ich schlenderte gemütlich durch die Gänge, schaute mir PCs und Zelte an, doch viel mehr gab es hier nicht zu sehen. Ich machte mich also prompt auf den Rückweg, um die anderen nicht zu lange warten zu lassen. Der Heimweg stand an – Tag eins ist geschafft.

Doch was hatte ich jetzt eigentlich nicht gesehen? Ich habe gerade einmal drei Stunden auf der Messe verbracht und hatte, gefühlt, alles gesehen, was dort war. Ich freute mich dennoch auf Tag zwei und fiel geschafft in mein Bett.

Der Samstag

07:30 Uhr. Der Wecker klingelte. Ich fühlte mich erschlagen und erschöpft. Doch das half nichts, der nächste Messetag stand an. Ich schleppte mich also mit letzter Kraft unter die Dusche, frühstückte mit den anderen, druckte noch schnell unseren 4. Redakteur aus (Zapfel musste arbeiten und konnte nicht da sein) und verstaute alle vorschriftsgemäß in meinem Auto. Der Weg zur Messe war beschwerlich, denn wie sich herausstellte, waren an diesem Samstag noch zwei andere Messen innerhalb des Messegeländes, was die allgemeine Situation auf der „Straße“ (mehr eine Aneinanderreihung verschieden großer Schlaglöcher) nicht unbedingt verbesserte. Nach etwa 20 Minuten eines mittelschweren Nervenzusammenbruchs erreichten wir also das Messegelände – wir kannten uns ja schon aus. Parkplatz, dann links runter, Haupteingang. Durch unser super heftiges Knowledge vom Vortag konnten wir die Dauer des Weges bis zum Haupteingang um unfassbare sechs Minuten reduzieren. Der erste Erfolg des Tages.

Wir trotteten alle ein wenig erschöpft die Treppe hinauf, liefen durch den immernoch super coolen Hamstertunnel wieder in die rechte Halle und standen dort erstmal ein wenig im Eingang herum, weil niemand so recht wusste, was wir jetzt machen sollten. Im Augenwinkel konnte ich einige neue Sachen erspähen (vermutlich waren sie nicht neu, sondern mir nur nicht vorher aufgefallen.) Unter anderem einen Stand, an dem es kostenlose Instant Nudeln gab! Schmeckt mir zwar nicht, find ich aber super. Ebenfalls aufgefallen war mir der „Rage Cage“ der Techniker Krankenkasse, dort konnte man alte PCs vermöbeln und bekam Dinge geschenkt, wenn man es schnell genug schaffte, schöne Idee.

Schnell fiel mir auf, dass es heute sehr viel voller war als noch am Vortag, hier drückte sich schon stark das Gamescom Gefühl durch, doch es war immernoch einfach gemütlicher. Wir drehten eine erneute Runde durch die Halle und ließen uns dann in der Nähe des Monster-Standes nieder, dort gab es immerhin umsonst Getränke. Ich habe viele neue Leute kennen gelernt und einige alte Gesichter wieder gesehen – für soetwas liebe ich Veranstaltungen wie die DreamHack. So verflog die Zeit schnell und wir verließen die Messe gegen 18 Uhr, um noch mit einigen Freunden etwas Essen zu gehen. Ein schöner Tag!

Der Sonntag

Am Sonntag fing die Messe früher an, bereits um 09:45 Uhr, um genau zu sein. Das hatten wir uns zwar vorgenommen, aber nicht geschafft. Als wir dann doch gegen 11:30 Uhr die Messe erreichten (ich habe ein wenig verschlafen), gingen wir ohne größere Umwege in die 16er Area, um uns unser morgentliches Monster abzuholen. Auf dem Weg dorthin wurden wir noch von Knoppers beschenkt – ich liebe die DreamHack. Wir ließen unsere müden Füße ruhen und schauten uns zwei CSGO-Matches an, und holten uns dann den nächsten Energy Drink. Ich habe mich erneut mit vielen, tollen Menschen getroffen und mit vielen Gesprächen und dem ein oder anderen Crêpe zog auch dieser Tag recht schnell an uns vorbei. Gegen Ende bestaunten wir noch die Siegerehrung der Casemod Meisterschaft. Wir schauten uns noch einmal an, wie die LAN-Party Halle im abgebauten Zustand aussah, dann stand der lange Heimweg an.

Schön war’s!

Abschließend lässt sich sagen, dass die DreamHack sich anfühlt, wie Nachhause kommen. Im direkten Vergleich zur Gamescom ist sie kleiner, gemütlicher und einfach heimlicher. Man kennt gefühlt jedes zweite Gesicht, hat Zeit, sich miteinander zu unterhalten und man kann sich tatsächlich etwas anschauen, ich bin begeistert! Die DreamHack Leipzig wird somit wohl in meinen jährlichen Messepool aufgenommen. Ich kann es kaum erwarten, mich nächsten Januar erneut durch den großen Hamsterkäfig zu tummeln, mich in das gemütliche Heu zu kuscheln und von der Veranstaltung berieseln zu lassen.

Ich kann die DreamHack jedem empfehlen, der gerne einmal eine Gaming-Messe erleben würde, allerdings keine Lust auf die Menschenmassen einer Gamescom oder einer E3 hat. Also packt eure sieben Sachen, kauft euch ein Ticket und wir sehen uns nächstes Jahr in Leipzig, ich würde mich freuen!

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